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2022/1/16/22:18 | Text: Mein einfaches Weltbild

TL;DR Ich denke, also wurde ich.

Mathematisch gibt es alles unendlich oft in einem ewigen Rauschen bzw. Fraktal, ja sogar schon in der Menge der natürlichen Zahlen lässt sich selbst der längste Datensatz noch finden: Man nehme ein Foto von sich und kodiere es in Ziffern von 0 bis 9 — bumms, haben wir eine (lange) Zahl, welche schon vorher überall "existiert" hat. Die Information wird nicht von der Zahl selbst getragen, sondern das Speichermedium referenziert sie nur innerhalb eines gigantischen Adressbereiches. Das Megabyte an Ziffern in der Bilddatei ist nichts anderes als eine lange Adresse/Koordinate in unserem Fraktal.

Für den Geist, der diese Worte verfasst oder liest, sind bestimmte existentielle Bedingungen bzw. Informationen erforderlich, sprich er befindet sich im unendlichen Rauschbild an einer bestimmten Stelle. Selbstverständlich finden wir diese "zufälligen" Bedingungen dann auch vor, so spezifisch und unmöglich sie auch wirken mögen. Sonst gäbe es ja keinen Geist, der die Abwesenheit solcher Bedingungen feststellen könnte. Im ewigen Rauschen gibt es annähernd unendlich viel Unsinn.

Und so zufällig sind die Bedingungen garnicht. Der Lauf der Zeit ist nur in unserem Erleben ergo Denken nicht umkehrbar, also bewerten wir die Zufälligkeit nur nach der Ursache und nicht nach der Wirkung. Wenn ein zuvor armer im Lotto gewinnt, gilt es als Zufall. Dass der Lottomillionär zuvor im Lotto gewonnen hat, wird vorausgesetzt. Unsere Leben bis zum Tod sind schon jetzt vorgezeichnet, wir schreiten einem dünnen Pfad entlang, wie ein fallender Apfel, wir können ihn nur noch nicht sehen. Die Zeit- bzw. Wirkungsachse als einer Raumachse analog betrachtet, können die Begriffe vertauscht (oder völlig durch räumliche Nähe ersetzt) werden, eine Wirkung kann also vor ihrer Ursache eintreten, nämlich wenn beliebige Beobachtungen als solche überhaupt nur unter bestimmten Vorgeschehnissen gemacht werden können. Hier steht uns im Alltag wie so oft nur unsere Sprache im Wege: Über den Lottogewinner lässt sich nur etwas sagen, wenn er einer ist. Ansonsten ist er nicht der Lottogewinner, sondern Herr Meier. Diese Vorgeschehnisse werden erst durch die nachfolgende Beobachtung von ihrer Unsinnigkeit befreit, im Kontrast zum bedeutungslosen, überhörten Hintergrundrauschen wahrgenommen, bewusst als existent bewertet.

Die Frage nach Existenz ist eine rein relative: Existiert etwas in meinem Universum? Das Universum selbst besitzt keine Existenz und ist nur ein Konzept, genau wie die Zahl 42. Das einzige absolute sind Konzepte, welche selbst keinen Körper, keine Existenz benötigen. Konzepte kennt man nur oder man kennt sie nicht. Existieren, sozusagen, tun sie immer und überall. Es kann in keinem Universum die Zahl 42 nicht existieren. Sie kann höchstens nicht referenzierbar bzw. auf bestimmte Weise darstellbar sein. Das Wort "Harfrugahogel" wäre vielleicht nie geschrieben worden, als Möglichkeit und damit als Konzept existierte es so oder so. Richtig ungemütlich wird es nochmal, wenn man sich nun fragt, ob sich überhaupt unbefangen über das Wort spekulieren lässt, wo ich es nun bereits von den Wolken der Möglichkeit auf den Boden der Realität heruntergerissen habe. Referenzier- bzw. darstellbar war das Wort jedenfalls schon, bevor ich es niedergeschrieben habe, da mein Zeitpfad ja soeben hindurchführte und sich unsere Existenzen kreuzten. Aber genug davon!

Was folgt aus diesen Gedanken? Erstaunlich wenig. Wir sind die selben sterblichen Affen mit ihrer einzigen Lebenserfahrung, ihrer einen Mission. Ob ein Gott auf uns herabschaut oder nicht, ändert für einen reflektierten Menschen praktisch nichts. Vielleicht lässt sich aber nun doch eine praktische Konsequenz hieraus ziehen: Sich weniger anzumaßen, mit seinem Affenhirn das absolute erklären und anderen aufzwängen zu wollen und Texte wie diesen als das zu nehmen, was sie sind: Ein Haufen Buchstaben und Zeichen.